Vertrauen in Seilschaften: Beim Falltraining

Teil 4 unserer Serie: Wie kann regelmäßiges Falltraining Vertrauen aufbauen?

Klettern am Seil ist Teamwork. Reduzieren wir das Klettern auf die kletternde oder die sichernde Person als Einzelne, würden wir wichtige Aspekte des Kletterns ignorieren. Gedankliche Blockaden behindern das Klettern am Limit . Missverständnisse in der Seilschaft führen zu Frust.

Wir wollen ein WIR Gefühl fördern. Wir glauben, dass durch Vertrauen und Kommunikation in der Seilschaft das Klettern zu einer (noch) schöneren Erfahrung wird. 

Doch wie baue ich es auf, das Vertrauen? In einer 4-teiligen Blogserie zum Thema „Vertrauen in der Seilschaft“ beleuchten wir das Thema auf der menschlichen Ebene. Wir sprechen Unausgesprochenes an. Wir unterstützen euch mit konkreten Strategien , ein richtig starkes Team zu werden!

 

Was die Grundvoraussetzungen für Vertrauen sind und wie man Vertrauen bereits am Boden aufbauen kann, liest Du in Teil 1 unserer Serie. 

 

Wie Du als sichernde Person der Kletterin beim Klettern Deine Aufmerksamkeit schenken kannst, erfährst Du in Teil 2 unserer Serie.

 

Schließlich erfährst Du in Teil 3, wie ihr euch bei einem realen Sturz ins Seil wertschätzend Rückmeldung geben könnt.

Falltraining ist wie Flirten

Das erste Kletterdate! Aufregung, wie einen der andere wohl so findet. Höflichkeiten werden ausgetauscht, der Partnercheck vorsichtig und ohne Körperkontakt durchgeführt. Mein Gott, hoffentlich kann ich mich heute elegant zwischen den bunten Griffen bewegen…!

 

Ja das erste mal zusammen klettern gehen kann sooo aufregend sein! Ein gemeinsames Rantasten und Experimentieren beim Falltraining ist dabei ein sehr effizienter Schlüssel, um gegenseitiges Vertrauen aufzubauen. Übrigens nicht nur für das erste Kletterdate, sondern auch in alten Kletterehen kann das Exprimentieren und gemeinsames Neuentdecken so einiges wieder in Wallung bringen! 😉

 

Wir wollen dazu ein paar Strategien vorschlagen! 

Vertrauen beim Falltraining

Einverständnis, einverstanden?

Fallen ist ziemlich gemein… es ist so unnatürlich! Warum sollte sich jemand für jegliches unnatürliches und unmenschliches entscheiden? Das wissen wir nun langsam alle: die Angst vor dem Fallen limitiert den Geist & Körper beim „Am-Limit-Klettern“. Du entscheidest, ob Du gerne lernen möchtest am Limit zu klettern. Du und nicht Dein/e Kletterpartner/in, nur Du. 

 

Hast Du Dich entschieden? Nun wollen wir Dir 3 ClimbTipps geben, die Dich bei Deinem Falltraining unterstützen können.

 

1. Falle aus der Bewegung heraus. Wenn das Bewusstsein mit Bewegen und Klettern beschäftigt ist, ist weniger Platz für die Angst. Und das Loslassen fällt dir leichter. Festkrallen, zögern, fester krallen, zweifeln, Griff zuknallen….. Kennst Du? Deshalb aus der Bewegung…

 

2. Fordere Dich, überfordere Dich nicht! Wie weit Du über den Haken kletterst oder eben nicht kletterst, entscheidest nur Du, nicht Dein Sicherungspartner, nur Du! Wir empfehlen 5-10 Stürze ins Seil, wenn Du merkst Dein Kopf ist ausgelastet, dann ist es sinnvoll aufzuhören…. 😉

 

3. Mach Dir am Boden Gedanken: Was hat dir geholfen? Was hat Dich eher vom Fallen zurückgehalten? Behalte die konstruktiven Sachen für das nächste mal.

 

Im folgenden Video bekommst Du einen Einblick und wir zeigen Dir ein Beispiel-Falltraining!

Stay Connected

Ihr beide! Wie könnt ihr euch gegenseitig unterstützen? Boden an scharfes Ende, over. Freundlich, wertschätzend, neutral…. puh wie soll das denn gehen?!

Als Sicherin sind Deine Hauptaufgaben:  Dein Gerät beherrschen, stets aufmerksam sein und auf die Rückmeldung des Kletterers reagieren und eingehen.

Als Kletterer kannst Du nach jedem Sturz ins Seil kurz über Dein Gefühl beim Fallen berichten: „Puh, das war ja perfekt weich! | „Oh Mist, ich bin ziemlich eingedonnert, kannst Du mich bitte beim nächsten mal weicher sichern?“ | „Oh, ich habe nicht damit gerechnet, dass ich direkt am Haken so einen langen freien Fall haben werde. Hattest Du gerade Seil ausgegeben?…“

Sei ehrlich, Du da unten und Du da oben auch. Offenheit und Klarheit sind in Verruf geraten, denn man könnte ja dadurch verletzlich sein… Sie sind allerdings der Weg zu einer langfristigen und guten Kletterpartnerschaft!

Kurzfristig nervig vs. langfristig Bombe!

„Was meinst Du, sollen wir heute wieder in der ersten Route ein bisschen Fallen üben? – Ach nö, wir haben das doch schon letztes mal gemacht….“

 

Ist eine Möglichkeit! Die andere ist die spontane Überwindung am Anfang JEDER Klettersession mit JEDEM Kletterpartner. Immer und überall. DaveMcLoad beschreibt die Notwendigkeit von Tausenden Stürzen ins Seil, um eine Veränderung im Mindset zu bewirken…. 30 mal / Training sind schon mal 2000 – 3000 im Jahr! Du sagst, das motiviert Dich nicht? Das dauert zu lang? Manchmal hat ein Coach die Aufgabe zu desillusionieren und Dir die reine Wahrheit hinzuklatschen! So funktionieren wir… manche mehr, manche weniger! 😉

Fallen unterstützt den Kompetenzerwerb

Neuer Versuch: Fallen, damit der Sicherer üben kann. Um routinierter zu werden. Um zu lernen, in jeder Situation richtig zu reagieren. Für Deine Sicherheit am Ende des Tages….. Was für ein herrliches Geben und Nehmen!

 

Eine Sicherin, die nie einen Sturz halten muss, wird irgendwann mit Langeweile kämpfen… Es passiert ja nie was! Menschlich ist dieses Phänomen. Und hat eine Aufmerksamkeitsminderung und ungünstige Reflexe zur Folge. 

 

Du siehst, wenn Du fällst, profitieren alle! Du, Deine Kletterpartner, die Hallenbetreiber (weniger Unfallzahlen durch routinierte Kletterer/innen und so…).

Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Coach oder Ihre Coachin!

Noch nie ein Falltraining gemacht? Lerne das in einem Kurs / Training / mit Climbe! Warum? Das Thema ist komplex, wenig Erfahrung lässt manches nicht erahnen und die Sache kann schnell gefährlich werden. Wir wollen euch bei einem gemeinsamen Sturztraining dabei unterstützen, selbständig zu werden, damit ihr diese wunderbaren Erfahrungen beim Fallen auch eigenständig erfahren könnt!