Eine Liebeserklärung an meine climBelaytionShips!

Schon oft stand ich vor Selbstsicherungsautomaten, den so genannten Toppas, und habe mich gefragt: Einfach mal ausprobieren? Irgendetwas hat sich in mir immer gewehrt. Mein erster Gedanke: Ist doch scary, sich einfach so in das Seil zu setzen… Was, wenn das Ding nicht richtig funktioniert? Wirklich rational ist dieser Gedanke natürlich nicht, denn eine Maschine ist vermutlich weniger fehleranfällig als Menschen. Also waren es wohl eher emotionale Gründe, die mich bisher davon abgehalten haben. Selbst, wenn es nur ums Aufwärmen oder um ein paar Klettermeter gegangen wäre… 

 

Klettern ist eigentlich ein Sport, den man nur zu zweit machen kann. Das alleine macht den Sport noch nicht zu etwas Besonderem. Denn es gibt viele Sportarten, auf die auch zutrifft. Aus meiner Jugend kenne ich das vom Tennis. Hatte niemand Zeit, gab es kein Match. Ähnlich ist es heute mit dem Klettern: Finde ich keinen Kletterpartner oder keine Kletterpartnerin, kann ich eben nicht klettern gehen. Und dennoch gibt es einen gravierenden Unterschied: Beim Tennis suchte ich einen Gegner. Beim Klettern suche ich jemanden, der mich weich fängt, falls ich falle. Jemanden, der mich leise anfeuern kann, wenn er spürt, dass ich noch nicht bereit dazu bin, meine Komfortzone zu verlassen. Jemanden, der mir Zuversicht gibt, dass ich etwas schaffen kann und das Vertrauen schenkt, immer in sicheren Händen zu sein. Beim Tennis lief es zwangsläufig darauf hinaus, sich an dem Partner oder der Partnerin zu messen. Denn bei einem Match gibt es immer genau einen Gewinner und einen Verlierer. Bei Seilschaften ist das anders: Dort gibt es entweder zwei Gewinner oder zwei Verlierer. 

climBelaytionship

climBelaytionships - Was sie so besonders macht...

Und das macht sie vielleicht so besonders, die climBelaytionships. Grundvoraussetzung ist natürlich die Sicherungskompetenz und eine entsprechende Haltung zum Thema Sicherheit, die ein Vertrauen in meinen Kletterpartner oder meine Kletterpartnerin erst möglich macht. Ist das Fachliche erfüllt, wird es zwischenmenschlich…Jede climBelaytionship ist anders. Je nachdem, wie wir mit der Person im restlichen Leben verbunden sind. Die engste Verbindung empfinde ich, wenn ich mit meinem Partner klettere. Hat sich aus der Seilschaft eine Freundschaft entwickelt, spüre ich ebenfalls viel Nähe. Mit Máté verbindet mich jenseits des Seils unsere gemeinsame Kletterschule – diese gäbe es ohne unsere Kletterei nicht und viele Ideen sind während unserer Klettersessions entstanden. Mit wieder anderen treffe ich mich vielleicht ausschließlich zum Klettern. Was dennoch alle meine Kletterpartner*innen vereint: Es sind Menschen, zu denen ich eine ganz besondere Art Vertrauen aufgebaut habe. Es sind Menschen, in deren Hände ich immer wieder mein Leben lege und die ich dafür liebe, dass sie so verantwortungsbewusst damit umgehen. Denn so ermöglichen sie mir den Spaß an meiner großen Leidenschaft, dem Klettern. Es sind Seilschaften, in denen immer wir beide die Gewinner sind. 

Doch was, wenn es in der climBelaytionship knirscht? Seilschaften können wie ein Spiegelbild des echten Lebens sein. Da kann Eifersucht aufkommen, wenn einer von beiden einen neuen Kletterpartner oder eine neue Kletterpartnerin kennenlernt (und ich meine hier keineswegs nur in dem Fall, in dem wir mit unserem Partner oder unserer Partnerin zum klettern gehen). Es kann zu einem Wettbewerb führen, der in einer Seilschaft vielleicht gar nichts verloren hat. Und je näher wir uns im echten Leben stehen, desto eher können alltägliche Themen Einzug in unsere Seilschaft erhalten, die dort dann zu Störungen führen. Dann werden wir vielleicht beide zu Verlierern. Dann bekommt der Toppas vielleicht einen neuen Charme für uns: Denn mit ihm haben wir nicht noch kurz vor dem Klettern gestritten. Er wird die 8+ nicht besser klettern als wir. Und er hat immer Zeit für uns… 

Weil mich die Selbstsicherungsautomaten noch nie gereizt haben, ist mir bewusst geworden, wie dankbar ich für meine Kletterpartner*innen bin. Für jede climBelaytionship, die auf ihre eigene Art und Weise etwas Besonderes ist und die das Klettern für mich zu dem macht, was es ist: Ein gemeinsames Erlebnis, zu dem immer zwei Menschen gehören.