Null Bock auf Klettern? Über Frustmomente beim Lieblingssport

Mein geliebter Klettersport: Jeden Tag neue Herausforderungen, immer neue Grenzen, die ich verschiebe, körperlich und mental wachse ich über mich hinaus.

 

 

Doch plötzlich kommt der Tag, an dem sich das nicht mehr gut anfühlt. Der Tag, an dem der Kopf einfach nicht mehr frei werden will beim Klettern. Die Gedanken stecken im Alltag fest. Und plötzlich bemerke ich: Wow, es ist wirklich anstrengend, sich auch in der Freizeit immer neuen Herausforderungen zu stellen. Und es fällt verdammt schwer, körperlich und mental an seine Grenzen oder sogar über diese hinaus zu gehen. Dann kommt die Frage auf: Warum ist mir das bislang nicht aufgefallen? Wie konnte ich so lange Kraft und Willen dazu aufbringen, mich derart zu fordern? Wenn ich eine für mich schwere Route durchgestiegen bin, wollte ich eine schwerere Route klettern. Wenn ich keinerlei Angst mehr wahrgenommen habe, habe ich mich auf die Suche nach einer neuen Herausforderung gemacht. 

 

Jetzt entpuppt sich die Kletterwand als Spiegel des Alltags – Ist dieser gerade sehr fordernd und fühle ich mich erschöpft, bleibt auch die Motivation auf der Strecke, die schwierigsten Routen zu erklimmen. Im Hamsterrad des Alltags laufe ich ununterbrochen den nächsten Aufgaben hinterher und nehme mir offensichtlich nicht genug Zeit, Sorgen und Ängste bewusst wahrzunehmen. Woran ich das beim Klettern merke? Ich habe in Situationen Angst, die mir davor völlig banal erschienen. Wie ein Vehikel nutzt meine Angst das Klettern, um trotz Unterdrückung im Alltag unbemerkt hervorzukommen.  Klettern als Spiegel des Lebens – In dieser Phase bekommt diese Aussage eine ganz neue Bedeutung. Gleichzeitig erinnert mich die Aussage an ein Spiel aus meiner Kindheit: Als Kind habe ich anderen mit meiner Handfläche einen Spiegel gezeigt, wenn sie ein Schimpfwort zu mir gesagt haben. Unerbittlich nimmt die Kletterwand gerade diese Rolle ein und spiegelt den Stress, den ich im Alltag empfinde. Und so frage ich mich: Das Klettern ist doch meine große Leidenschaft – wie kann ich die Zeit beim Klettern auch in stressigen Zeiten genießen?

Klettern München

Spieglein, Spieglein an der Wand...

Als Kind wusste ich mir damals schnell zu helfen, wenn mir jemand einen Spiegel zeigte: Ich zog einfach den Joker des Doppelspiegels. Auf diese Strategie setze ich nun auch. Seitdem ich mir bewusst gemacht habe, warum ich aktuell beim Klettern keine Energie habe, mich herauszufordern und warum sich plötzlich Ängste melden, habe ich zunächst anerkannt, dass sich das Klettern zumindest für den Moment für mich verändert hat. Ich nehme meine Bedürfnisse ernst und schraube ein Stück zurück, genieße die Zeit beim Klettern in leichteren Touren und gebe meinem Kopf etwas Zeit. Die Zeit, die er braucht, um wieder nach neuen Herausforderungen zu verlangen. Wenn das Verlangen kommt und ich die Herausforderung meistere, wirkt der Doppelspiegel: Was ich beim Klettern schaffe, gelingt mir ganz gewiss auch im Alltag!

 

Und schon geht´s wieder aufwärts...

Kurz nachdem ich diesen Text niedergeschrieben habe (noch bevor ich ihn veröffentlichen konnte), war ich wieder beim Klettern. Eigentlich hatte ich mir ja vorgenommen, es langsam angehen zu lassen. Doch dann wurde ich von meiner Motivation und meinem Ehrgeiz überholt.  Während des Aufwärmens konnte ich es kaum erwarten, in schwere Routen einzusteigen. Angstfrei und mit der der nötigen Willenskraft habe ich dann bei einer 8+ wirklich haarscharf den Onsight-Go verpasst.  Manchmal hilft es also vielleicht schon, ein bisschen Klarheit über die eigenen Gedanken zu bekommen, um aus dem Frust-Tief wieder heraus zu kommen. 

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